- Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland wird im laufenden Jahr erneut zunehmen und ein Niveau erreichen wie zuletzt im Jahr 2013. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) rechnet in seinem aktuellen Konjunkturbericht mit einem Zuwachs der Unternehmensinsolvenzen um 15,5 Prozent auf rund 25.400 Fälle. Für die Zahl der Verbraucherinsolvenzen wird ebenfalls ein weiterer Anstieg prognostiziert. Sie dürften um 6,4 Prozent auf etwa 76.400 Fälle steigen, der höchste Stand seit 2021. „Die steigenden Insolvenzzahlen sind eine Folge der anhaltend schwierigen Wirtschaftslage, die auch im Jahresverlauf noch andauern dürfte“, erklärt Dr. Andreas Bley, Chefvolkswirt des BVR.
„Die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen ist derzeit schwach, die Produktionskosten sind hoch und die Perspektiven sind unsicher. Erst wenn sich die enormen Unsicherheiten auflösen, dürfte die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wieder etwas an Fahrt gewinnen. Ausschlaggebend sind der wirtschaftspolitische Kurs Deutschlands nach der Bundestagswahl sowie die handelspolitischen Entscheidungen der USA und die Reaktionen der EU“, so Bley weiter. Aber auch bei einer möglichen Aufhellung des Umfelds sei mit keiner schnellen Entspannung des Insolvenzgeschehens zu rechnen, da dieses erfahrungsgemäß der Konjunkturentwicklung mit einigen Quartalen nachläuft. Schätzungen des BVR signalisieren, dass 2025 rund 2.500 der prognostizierten 25.400 Unternehmensinsolvenzen auf das Konto der schlechten Konjunktur gehen werden.
Sollte die Wirtschaftsschwäche bestehen bleiben, wäre ein noch stärkerer Anstieg der Insolvenzen zu erwarten als aktuell. „Die Unternehmen haben sich bislang angesichts der seit Jahren anhaltenden Wirtschaftsschwäche vergleichsweise widerstandsfähig gezeigt. Dies ist eine Folge der Stärkung der Eigenkapitalausstattung in den vergangenen zwanzig Jahren. Doch werden die Kapitalpolster nun Schritt für Schritt aufgebraucht. Bei einer längeren andauernden Wirtschaftsflaute ist mit deutlich mehr Insolvenzen zu rechnen“, resümiert Bley. Im Zuge der Coronakrise und der sich anschließenden Energiekrise habe sich die aggregierte Eigenkapitalquote der nichtfinanziellen Unternehmen bereits leicht von 31,1 Prozent im Jahr 2019 auf zuletzt 30,1 Prozent im Jahr 2023 vermindert.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)